Was ist Aikido?
Aikido ist eine moderne und humane Budodisziplin auf Basis hochwirksamer japanischer Selbstverteidigungstechniken; ein Weg zur Körperertüchtigung durch Bewegungs-, Konzentrations- und Atemübungen mit tiefen geistigen und erzieherischen Inhalten. Aikido ist jedoch auch ein philosophisches System; es stärkt Ihre geistig-seelischen Kräfte mit dem Ziele einer erfolgreichen und überlegenen Lebensführung.
Die eigentliche Geschichte der Selbstverteidigung ist so alt wie die Menschheit selbst. Sie hat sich aus der uralten Erfahrung entwickelt, dass ein Unbewaffneter von einem Stärkeren und womöglich sogar Bewaffneten angegriffen wurde. Intelligenz im Nachgeben, Ausweichen, körperliche Wendigkeit, die Fähigkeit, eine Blöße oder Schwäche des Angreifers spontan zu erkennen und zu seinem Vorteil auszunützen – dies alles hatte der Ungeschützte dem Starken entgegenzuhalten. Im gleichen Maße, wie sich der Geist des Menschen entwickelte, entstanden Techniken, deren sich körperlich schwächere Menschen bedienten, um stärkere zu besiegen.
Der Begründer des Aikido, Morihei Ueshiba, begann mit dem Studium unterschiedlicher alter Budo-Künste um 1900. In seinem neu geschaffenen Aikido fand er ein System, das in idealer Weise die physischen und psychischen Kräfte nutzt.
Der Mensch sammelt im Verlaufe seines Lebens viele Erfahrungen, die je nach Erlebnistiefe seine künftige Lebensweise verändern werden. Durch Ausübung des Aikido werden natürliche Gesetzmäßigkeiten sowie Erkenntnisse in „kodierter körperlicher Sprache“ vermittelt. Bei ausdauerndem Studium werden die tiefen geistigen philosophischen Inhalte des Aikido sicherer Besitz des Unterbewusstseins. Sie prägen die „innere Haltung und Einstellung“ des Ausübenden und wirken fortan auf alle Bereiche seines Lebens.
Es ist schwierig, die gesamte Lehre des Aikido mit Worten zu umschreiben. „Ai“ bedeutet „in Harmonie vereinen“, „Ki“ ist die „geistig-seelische Kraft“ und „Do“ der „Weg“. Morihei Ueshiba lehrte einen Weg der Gewaltlosigkeit. Im Aikido gibt es keinen Gegensatz körperlicher Kräfte, wir finden vielmehr die sich vertiefende Verbindung gegensätzlicher Geisteshaltungen, von denen die humanere überlegen ist.
Im Mittelpunkt steht die Lehre vom „Ki“, von der Entwicklung der geistigen Kraft. Dieses „Ki“, unter mehreren Bewusstseinschichten begraben, zu entdecken und zu entwickeln, ist das eigentliche Ziel des Aikido. Dahinter steht die Einsicht, dass die rein körperliche und technische Entwicklung, auch wenn sie noch so perfekt vervollkommnet wird, letzten Endes unbedeutend ist. Es wird immer wieder Gegner geben, die noch schneller und noch stärker sind. Nur die Entwicklung der geistigen Kraft kann schließlich zu einer Denkweise führen, die frei ist von Aggression und Angst, die damit dann auch die Konfrontation überwindet.
Ähnlich wie bei den Zen-Praktiken werden auch im Aikido Körperhaltungen und -einstellungen trainiert, die diesen Weg erleichtern und fördern sollen, z.B. durch Atemübungen (Kokyo) und Konzentration auf den Mittelpunkt (Hara). Die Dynamik des Aikido und das ist wichtig, kommt aus der Ruhe. Nur wenn diese Ruhe da ist, wenn „Ki“ ungehindert fließen kann, funktioniert Aikido.
Die Techniken des Aikido basieren auf dem Prinzip „Tenkan“ (Ausweichen) und „Irimi“ (Eintreten), dadurch wird dem Angreifer das Ziel seines Angriffs genommen, es wird die Kraft des Angreifers aufgenommen und zurück geführt. Mit geeigneten Wurf- und Hebeltechniken wird der Angreifer kontrolliert. Die Aikido-Techniken zeichnen sich durch geschmeidige Bewegungen und große Schnelligkeit aus. Typisch sind die kreisrunden oder spiralförmigen Techniken, mit denen die Angriffsenergie des Gegners neutralisiert wird. Aikido ist kein Kampfsport. Es entfällt die ansonsten auftretende Rivalität. Es entsteht im Training eine angenehme und freundliche Atmosphäre.
Der Aikidoka trägt einen weißen Anzug „Gi“, bestehend aus Jacke und Hose. Die aus grobem Baumwollgewebe bestehende Jacke wird mit ein einem weißen Gürtel „Obi“ über der Hose zusammengebunden. Für den Anfänger genügt ein Trainingsanzug und „Bade-“ Sandalen „Zori“. Auf der Trainingsmatte „Tatami“ läuft man barfuß.
Der Trainingsraum „Dojo“ ist mit Matten ausgelegt. Zum Schmuck des Raumes gehört das Bild des Aikido-Begründers und großen Meisters „O-Sensei“ Morihei Ueshiba, vor dem sich die Aikidoka vor und nach jedem Training verneigen, um das Lebenswerk dieses Mannes zu würdigen.
Im 1. Aikido-Club Castrop-Rauxel e.V. wird Takemusu Aikido gelehrt. Takemusu bezeichnet den Trainingsstil wie er von dem Aikido-Begründer in Iwama (Japan) gelehrt wurde. Der Begründer des Aikido sprach in diesem Zusammenhang immer davon, dass Aikido ohne Takemusu nicht existiert. Die Silbe „take“ bedeutet im Budogeist mutig und unverzüglich zu handeln und „musu“ gebären, d. h. entsprechend der Konfliktsituation unvoreingenommen jene Maßnahmen zu entwickeln, die das effizienteste Ergebnis bringen.
Die traditionelle Schule in Iwama trägt den Namen „Takemusu Aiki Iwama Ryu“ und wurde von Meister Morihiro Saito ,(1928-13.5.2002), geleitet. Saito Sensei studierte 24 Jahre Aikido bei dem Begründer und wurde von ihm zum 8. DAN/Shihan graduiert. Nach dem Tode des Begründers (1969) hatte Saito Sensei in Iwama die Aufgabe übernommen, die alten Aikido-Techniken und das umfangreiche Waffenvermächtnis in seiner Form zu erhalten.
Bezeichnend für das Training ist die große Bedeutung der Waffentechniken, insbesondere mit dem Stab „Jo“ und dem Schwert „Bokken“. Die Körpertechniken „Taijutsu“, Schwert- „Aikiken“ und Stab- „Aikijo“ Formen bilden eine Einheit und ergänzen sich gegenseitig. Durch das üben der Waffentechniken entwickelt sich bei den Schülern von Anfang an eine korrekte Fußarbeit „Hanmi“. Die Art der Ausführung der „Takemusu“-Techniken zeichnet sich durch Vermeidung unnötiger Bewegungen aus.
Am Anfang stehen für den neuen Aikidoka Gymnastik, Atemübungen, Fallschule und die Einführung in grundlegende Bewegungsformen. Die Bewegungsformen garantieren ein hervorragendes Organ- und Kreislauftraining. Sie bieten einen neuen natürlichen Weg zur körperlich- geistigen Entspannung.
Wenn Ihr Interesse geweckt ist, kommen Sie vielleicht sogar mit Ihrem Partner einmal vorbei, denn jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt.
Unser Lehrer Ralf Oschmann (7. DAN) studiert seit über 50 Jahren Aikido und hat bei einer Studienreise in Iwama als Schüler „Uchi-deshi“ gelebt.